Sonntag, 10. Juni 2012
Beginning...
Ich habe nie darüber nachgedacht, ein Buch über mein Leben zu schreiben. Ich wollte nie, dass jemand an meinem Leben teilhat. Aber ich glaube, es ist gut für mich, durch dieses Buch alles zu verarbeiten, was in meinem Leben so passiert ist.
Zunächst einmal ein paar Fakten über mich. Ich bin bin ein Mädchen,18 Jahre alt, 7 Geschwister, Eltern sind geschieden und ich bin ledig.

Als ich klein war, interessierte mich die Welt um mich herum nie. Ich war glücklich mit meinen Spielsachen, meinen Büchern und meinen tollen Wendy-Kassetten.
Als ich kaum 4 Jahre war, begannen sich meine Eltern zu scheiden. Es war eine schwere Zeit für uns Kinder. Es nagt bis heute an jedem von uns. Meine Mutter ist dadurch damals psychisch krank geworden. Das begann irgendwann, als ich ungefähr 8 war. Meine Mutter, meine 2 Schwestern, meine Großeltern hüteten das Haus von Verwandten, da diese im Urlaub waren. Es war zu Anfang eine schöne Zeit. Wir kleinen Mädchen spielten sehr viel und alles war schön und gut.
Doch an einem Tag wurde alles auf einmal schlagartig anders. Ich spielte mit meiner kleinen Schwester im Kinderzimmer und wir vergaßen die Zeit. Auf einmal stürmte unsere Mutter herein. Mit Panik in den Augen und dem Telefon in der Hand schloss sie die Tür und sagte, wir sollen sitzen bleiben, Oma läge tot in der Küche. Meine kleine Schwester ungefähr 5, fing an zu weinen. Ich saß nur geschockt auf dem Zimmerfußboden und wusste mir nicht zu helfen. Doch dann dachte ich, als große Schwester muss ich mich um meine kleine Schwester kümmern. Ich versuchte sie zu trösten, doch es half kaum. Mama versuchte mittlerweile verzweifelt irgendjemanden anzurufen. Sie drückte wahllos auf dem Telefon herum und rief irgendwelche Menschen an. Sie sprach wirres Zeug. Nach 5 Minuten überlegte ich mir, aus dem Zimmer zu schleichen und nach Oma zu sehen.
Meine Mutter bemerkte mich nicht einmal, als ich die Tür öffnete und langsam Richtung Küche schlich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte solche Angst, was mich erwarten würde, dass ich immer langsamer wurde. An der Küchentür blieb ich stehen. Sollte ich wirklich reingehen?
Es gab keine Tür zur Küche also musste ich einfach nur um die Ecke sehen. Es war einfach, doch ich konnte mich kaum überwinden. Ich sah in Gedanken vor mir, wie sie daliegt und ich bekam Tränen in die Augen. Doch dann beugte ich mich langsam vor und schaute um die Ecke in die Küche. Und was sah ich da? Nichts! Die Küche war leer. Der Boden blank geputzt, die Sonne schien herein und keine Menschenseele war zu sehen. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich stand da und überlegte. Ist sie noch am Leben und läuft in der Wohnung herum? Hat Mama sich im Zimmer geirrt? Auf einmal hörte ich die Wohnungstür und rannte auf die näher kommenden Schritte zu. Ich stoß fast mit der Person zusammen, als ich um die Ecke kam. Mein Herz machte einen Satz und ich hielt den Atem an. Vor mir stand Oma! Putzmunter schaute sie mich mit ihren freundlichen Augen an und fragte, was denn los sei. Ich stand noch ein paar Sekunden vor ihr und dann redete ich wie ein Wasserfall und weinte. Ich erzählte von Mama, die solch schreckliche Dinge erzählt hatte und fiel weinend in Omas Arme. Sie beruhigte mich, dann holte sie Opa. Er rief den Krankenwagen und kaum eine halbe Stunde später nahmen sie Mama mit. Ich wusste nicht, warum. Sie war doch nicht verletzt. Ich war total verwirrt. Noch am Abend im Bett konnte ich nicht einschlafen und hatte Angst, uns könnte etwas passieren. Bis heute werde ich diesen Nachmittag nicht vergessen.

Die Krankheit meiner Mutter nahm so langsam ihren Lauf. Zunächst wussten die Ärzte nicht, was sie davon halten sollten und schickten sie bald wieder nach Hause. Daheim kehrte bald wieder Alltag ein. Jedoch blieb immer ein ungutes Gefühl zurück. Wir Kinder liebten unsere Mutter und uns störte keine Macke unserer Mutter. Sie redete viel mit sich selbst und war nächtelang wach, jedoch war das für uns normal. So war Mama nun mal. Wir dachten uns nichts dabei. Wir waren einfach zu jung.

Wir 3 Mädchen wohnten stets bei Mama und immer mal lebten auch ein paar unserer Brüder bei uns. Wenn es Streit gab, zog wieder mal einer aus, und ab und zu stand auch einer mit gepackten Taschen vor unserer Tür.
Irgendwann zog mein zweitältester Bruder bei uns ein. Nachdem er seine Lehre abgebrochen hatte, lebte er nun bei uns. Schon in der Realschule wurde er in der Schule viel fertig gemacht. Er war ein guter Schüler, er war nett, jedoch schienen die Jungen aus seiner Klasse einen Narren daran gefressen zu haben, ihn zu ärgern. Das prägte ihn. Er fühlte sich als Außenseiter. Man merkte ihm an, dass etwas nicht stimmte, jedoch wussten wir nicht, was. Ich liebte ihn als meinen großen Bruder, unternahm viel mit ihm und machte mir da nicht weiter Gedanken. Wir machten Fahrradtouren zusammen, gingen spazieren, spielten Karten oder saßen einfach nur da. Ich fand ihn immer normal und konnte mir nicht vorstellen, dass er auch noch andere Seiten hatte.
Jedoch irgendwann war es soweit. In unserer Gemeinde war Jugendtag. Wir hatten einen schönen Tag dort. Mama blieb daheim, weil es ihr nicht so gut ging. Als wir Mädchen am Abend auf dem Heimweg waren, kam uns auf einmal einer unserer Brüder entgegen. Noch so gut gelaunt von dem schönen Tag, bemerkten wir erstmal gar nicht, wie ernst sein Gesicht war. Er kam direkt auf uns zu und sagte, wir sollten zurück in die Gemeinde gehen und dort noch ein bisschen bleiben. Ich bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch, doch wir gehorchten. War was mit Mama? Ist irgendetwas passiert? Ich konnte nicht mehr ruhig bleiben, bis unser Bruder uns schließlich mit nach Hause nahm. Auf dem Heimweg erzählte er uns, mein zweitältester Bruder wäre durchgedreht. Er hatte Mama einen Tasse an den Kopf geworfen und ihr eine Platzwunde hinzugefügt. Ich war geschockt. Zuhause angekommen lief ich direkt zu Mama. Sie saß in der Küche auf einen Stuhl gekauert und hatte ein großes Pflaster auf der Stirn. Sie sah ernst und traurig aus. Ich schaute mich um. An der Wand war ein großer nasser Kaffeefleck und auf dem Boden lagen noch ein paar Scherben. Sie tat mir so Leid, doch ich fühlte mich einfach hilflos.